Die Magnetpulverprüfung ist ein etabliertes Oberflächenprüfverfahren, das in vielen Bereichen Anwendung findet. Insbesondere im Stahl-, Anlagen- und Brückenbau findet das Verfahren häufig Anwendung. Prüfbar sind alle magnetisierbaren Werkstoffe, wie etwa Baustahl.
In geregelten Bereichen, wie etwa dem Druckgerätebereich, sind die Oberflächenrissprüfungen für magnetisierbare Werkstoffe mittels Magnetpulverprüfung durchzuführen. Grund hierfür ist die größere Prüfsicherheit gegenüber der Eindringprüfung, die nicht immer alle Risse zur Anzeige bringt.
Ein weiterer Vorteil der Magnetpulverprüfung ist der geringe Zeitaufwand. Auch komplexe Geometrien wie Schraubenfedern, Ketten, Achsschenkel oder Kehlnähte lassen sich in der Regel mit großer Empfindlichkeit prüfen.
Die ISO 9712 unterscheidet drei Qualifizierungsstufen mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen. Nach Autorisierung durch den Arbeitgeber darf:
Die Lehrgänge zur Magnetpulverprüfung vermitteln zunächst die physikalischen Grundlagen des Verfahrens. Die praktische Umsetzung des Erlernten erfolgt an Hand ausgewählter Prüfstücke mit bekannten Ungänzen. Weiterhin werden die relevanten Normen zu dem Verfahren behandelt, die Grundlage für die korrekte Protokollierung bilden. Die normgerechte Überwachung der eingesetzten Geräte und das Entwickeln von Prüfanweisungen sind weitere Bestandeile des Unterrichts.
Als Zugangsvoraussetzung für den Lehrgang wird der Abschluss in einem metallverarbeitenden Beruf empfohlen. Interessenten mit einem Abschluss als Ingenieur, Techniker oder Industriemeister (technischer Bereich) eröffnet sich die Möglichkeit zu einem verkürzten, 3-tägigen Lehrgang. Voraussetzung zur Prüfung ist die Bestätigung der erforderlichen Sehfähigkeit:
Weiterhin ist durch den Arbeitgeber eine industrielle Vorerfahrungszeit von mindestens 10 Tagen zu bestätigen. Sollte diese Vorerfahrung nicht vorliegen, so kann diese durch ein Vorpraktikum bei uns im Haus erworben werden.
Zur Zertifizierung in der Stufe 2 ist eine industrielle Vorerfahrungszeit von mindestens 4 Monaten durch den Arbeitgeber zu bescheinigen.
Die Qualifizierungsprüfung wird durch die Personenzertifizierstelle des TÜV NORD durchgeführt. Üblicherweise reicht der Teilnehmer im Anschluss an seine Prüfung einen Zertifizierungsantrag ein, so dass er ein entsprechendes Zertifikat erhält. Die Zertifikate des TÜV NORD sind DAKKS-akkreditiert und decken die Industriesektoren „Gussstücke (c)“, „Schmiedestücke (f)“, „geschweißte Produkte (w)“, „Rohre und Rohrleitungen (t)“ sowie „Walzprodukte (wp)“ ab. Die Zertifizierung gemäß Druckgeräterichtlinie ist bei entsprechender Beantragung möglich.
Nach einer Gültigkeitsperiode des Zertifikates von 5 Jahren ist eine Erneuerung bei der Personenzertifizierstelle des TÜV NORD zu beantragen. Hierbei ist durch den Arbeitgeber zu bestätigen, dass eine fortgesetzte Tätigkeit des Kandidaten ohne wesentliche Unterbrechung vorgelegen hat. Die Erneuerung ist nicht mit einer Prüfung verbunden.
Die Rezertifizierung in der Stufe 2, die nach weiteren 5 Jahren ansteht, ist mit einer praktischen Prüfung, der Rezertifizierungsprüfung, verbunden. In der Rezertifizierungsprüfung sind ausgewählte Prüfstücke praktisch zu prüfen, die Prüfergebnisse sind zu protokollieren und eine Prüfanweisung ist zu erstellen. Üblicherweise belegt der Kandidat im Vorfeld einen Rezertifizierungslehrgang, um sich mit den evtl. überarbeiteten Regelwerken und der Erstellung der Prüfanweisung vertraut zu machen.